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Helmut Schmidt (prepositions)
Lesen Sie folgenden Text und lösen Sie dann die Aufgabe:
Helmut Schmidt sieht in dem Artikel „Die moralische Verantwortung des Wissenschaftlers“ aus dem Jahr 1982 die künftige Bedeutung der „Mikroelektronik“ im Leben der Menschen des 21. Jahrhunderts voraus. Sehr hellsichtig erkennt er, dass die neuen elektronischen Medien und Kommunikationsmittel tatsächlich einmal unser gesamtes Leben beherrschen würden. Diese Erkenntnis verbindet er allerdings mit der tiefen Sorge um die Zukunft der Kultur und der Demokratie in einer solchen Welt. Für Schmidt führe das Überangebot an Informationen zur Gefährdung von vernünftiger Wissensbildung und persönlicher Urteilsfähigkeit der Bevölkerung in einer demokratischen Gesellschaft.
Diese Sorge erscheint uns aus heutiger Sicht ebenfalls hellsichtig. Die von ihm erwähnte Überschwemmung durch Informationen aller Art hat sich ja heute noch verschlimmert. Das Fernsehen, das Radio und das Internet überfluten uns mit einer endlosen Menge von Informationen,die zwar von Computern, aber nicht mehr von dem Menschen allein verarbeitet werden können. Einerseits war der Zugang zur Information noch nie so leicht wie heute. Andererseits wird er durch die ungeheuerliche Menge erschwert.
De Befürchtung des Autors, falsche Informationen würden wichtige Informationen verdecken, kann man allerdings entgegensetzen, dass dies schon immer der Fall war, zum Beispiel in der Presse. Die „Kulturindustrie“, die hauptsächlich zur Unterhaltung dient, ist vor dem Einsatz der elektronischen Medien entstanden. Die Gefahr der Manipulation durch die Verwendung von falschen Informationen ist tatsächlich ernst zu nehmen, aber sie wird durch das Entstehen von neuen, seriösen Wissensquellen effektiv kompensiert. Viele Internetdienste, wie „Wikipedia“ zum Beispiel, bieten eine fastkostenlose Möglichkeit, mit „seriösen“ Informationen seine Allgemeinbildung zu vertiefen, während zahlreiche Webseiten oder Fernsehprogramme in der Tat zur Verdummung der Bevölkerung beitragen. Der heutige Mensch kann sich aber offenbar viel leichter weiterbilden als früher.
Dennoch gilt die größte Sorge des Autors der Zukunft der Demokratie. Nur das Lesen gewährleiste für ihn den Austausch von Informationen und die demokratische Diskussion. Wenn auch diese Befürchtung berechtigt zu sein scheint, bekommt der heutige Leser den Eindruck, H. Schmidt vertrete sehr konservative Ansichten. Es geht ihm wohl um die eigene Lesekultur. Obwohl das Lesen von traditionellen Printmedien ein hervorragendes Mittel ist, sich Wissen anzueignen und die Urteilsfähigkeit zu fördern, kann es doch nicht die einzige Grundlage bilden, um demokratischen Austausch zu garantieren. Das Entstehen von politischen Fernseh-, Radioprogrammen oder Webseiten bis hin zu neuen Möglichkeiten des demokratischen Austauschs auf Internetforen, die übrigens allesamt auf dem Lesen basieren, stellen eine eindeutige Verstärkung von demokratischen Mitteln dar. Die jüngsten historischen Entwicklungen in Nordafrika bezeugen in dieser Hinsicht auf jeden Fall die demokratische Rolle dieser neuen Medien.
Immanuel Kant hatte im 18. Jahrhundert den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ gefordert. 1982 sah H. Schmidt den Prozess der Aufklärung des Menschen, der auch heute als unvollendet betrachtet werden soll, durch den technischen Fortschritt paradoxerweise stark gefährdet. Seine Warnungen sind heute noch tatsächlich ernst zu nehmen. Mann kann allerdings bezweifeln, ob es zu unserer Zeit weniger engagierfreudige, wissbegierige und „mündige“ Menschen gibt. Es wird sie immer geben, solange für sie die Möglichkeit besteht, sich über demokratisch organisierte, unabhängige Medien eine Meinung zu bilden und sie zu äußern. Das schwer kontrollierbare Internet, also der Höhepunkt der mikroelektronischen Entwicklung, scheint hier eventuell eine gute Garantie dafür zu bieten.
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